Wenn eine Situation offen ist, kann oder muss sie auf eine neue Art geklärt werden.
Voraussetzung für Kreativität ist also der Grad an Offenheit einer tatsächlichen oder geistigen Veränderung und die Fähigkeit, mit dieser Offenheit umzugehen.

Dabei kann die Unbestimmtheit einer Ausgangssituation, eines Veränderungsprozesses oder einer Endsituation Kreativität regelrecht erzwingen, wenn eine Veränderung nicht auf bekannte Art und Weise erfolgen kann oder ein Problem neu erkannt wird, das so noch gar nicht gelöst wurde. Dies kann beispielsweise dann der Fall sein, wenn bestimmte Ausgangsmaterialien zur Herstellung eines Medikamentes nicht mehr zur Verfügung stehen, ein Prozess aufgrund fehlender Maschinenleistung nicht mehr so wie bisher ablaufen kann oder aufgrund sich ändernder Umstände neue Gesetze geschaffen werden müssen.

Es kann auch sein, dass Offenheit erst geschaffen werden muss, um Kreativität zu ermöglichen. Prinzipiell ist dies immer dadurch möglich, indem Bestimmtheit ganz oder teilweise durch die Zulassung bzw. Schaffung von Alternativen aufgehoben wird. Dies kann beispielsweise dadurch erfolgen, indem bisher eingesetzte Materialien hinterfragt werden, für eine bisher festgelegte Strategie möglichst viele neue unterschiedliche Wege gesucht werden oder für die Gestaltung eines neuen Sofas vorhandene Materialien zufällig miteinander kombiniert werden.

Je mehr Alternativen vorhanden sind, je größer Chaos und Konfusion sind und je unkontrollierter Bewegungen auftreten, desto offener und möglicherweise beängstigender ist eine Situation, desto größer ist aber auch gleichzeitig die Chance für Kreativität. Um also kreativ sein zu können, muss vorhandene Offenheit erkannt oder neue Offenheit geschaffen werden können. In jedem Fall muss mit Offenheit umgegangen werden können.